Shelby – mein Hundekind wird ruhiger (Folge 4)

Shelby – mein Hundekind wird ruhiger

Mehr als zwei Monate ist Shelby nun bei uns. Was hat sich in dieser Zeit nicht alles verändert!

Ich muss schon zugeben, dass ich nicht mehr so genau wusste, wie sehr man gefordert ist, wenn man ein Hundekind so erziehen möchte, dass das Familienleben eines Tages wieder gemütlich wird.

Vieles wurde mir und meiner Familie plötzlich wieder in Erinnerung gerufen… Was haben unsere beiden verstorbenen Hunde Piccolina und Timo nicht alles angestellt, als sie so klein waren! Wehmütige Gedanken haben aber zum Glück immer nur kurz Platz in unseren Köpfen, denn Shelby bringt uns ja fast ständig zum Lachen.

Allerdings kann ich jetzt rückblickend sagen, dass ich noch vor einigen Wochen nicht so sicher war, ob wir jemals wieder die Haustüre offen lassen könnten, ohne dass Shelby den halben Garten auffrisst – egal, ob es ihrem Magen gut tun würde oder nicht…. Heute weiß ich, dass mein Hundekind ohnehin nicht lange alleine draußen bleibt und auch gar nicht mehr alles fressen möchte. Viel lieber liegt sie in meiner Nähe und schläft oder schaut zu, wenn ich koche oder schreibe.

Ausgedehnte Spaziergänge und diverse Kopfarbeit lasten sie gut aus.

Der anfängliche Gedanke, ob ich Shelby jemals frei laufen lassen könnte, ist quasi nicht mehr vorhanden. Auch wenn sie immer noch großteils an der langen Schleppleine geführt wird, weiß ich, dass sie schon gut abrufbar ist.

Inzwischen versteht meine vierbeinige Gefährtin auch, dass es bei fast jedem Spaziergang Momente gibt, die sie sehr still neben mir verbringen muss – nämlich dann, wenn irgendwo Rehe, Hasen oder Vögel in unserer Nähe sind, die ich fotografieren möchte. Ich bin wirklich froh und dankbar, dass Shelby das so brav mitmacht und ich meistens in aller Ruhe viele Fotos machen kann. Auch das ist nicht selbsverständlich.

Unser Campingbus ist auch unser zweites Zuhause. Umso wichtiger war es uns, dass Shelby sich von Anfang an darin wohlfühlt und auch Ruhe gibt, wenn wir nach einer Wanderung vor dem Bus sitzen oder drinnen unsere Jause essen. Die ersten Ausflüge haben schon gut geklappt und sie hat weder Spaziergänger noch andere Hunde verbellt. Dass sie bei geöffneter Bustüre angeleint bleibt, passte ihr anfangs gar nicht, aber nach und nach hat sie sich daran gewöhnt.

Ein Tagesausflug nach Eggenburg war dafür wie geschaffen. Auf dem Stellplatz konnten wir gut üben!

Die erste Läufigkeit!
Ohweh… aber da müssen wir durch. Shelby ist ziemlich irritiert und scheinbar sehr müde!

Ein paar Gedanken in die, wenn auch kurze, Vergangenheit…
Egal, ob es meine Hausschuhe sind oder die Zimmerpflanzen, das Schuhregal oder Zeitungen und Bücher – Shelby hat längst gelernt, dass das alles kein Hundespielzeug ist! Immer wieder muss ich daran denken, wie sehr ich in den ersten Wochen mit ihr damit beschäftigt war, hinter ihr herzulaufen und sie abzulenken oder sanft, aber bestimmt, wegzuschieben. Während dieser Phase war ich zeitweise schon ein bisschen ratlos und unsicher, ob sie das alles jemals lernen würde. Ein Hund, der seine ersten sechs Monate in einem rumänischen Tierheim nur Hund sein durfte und nichts lernen musste, was im Zusammenleben mit Menschen in einem Haus wichtig und notwendig ist, sollte plötzlich verstehen, dass alles anders geworden ist. Shelby hat das gut gemeistert!

Nach und nach wird unser gemeinsames Leben immer entspannter.

17.3.2020…und plötzlich ist alles ganz anders…
Vor vielen Jahren las ich einen Artikel mit der Überschrift „Und plötzlich jede Menge Zeit“.
Ich weiß nicht mehr von wem diese Zeilen im damaligen SCS-Shopping-Magazin waren, aber es ging darum, dass eine sehr beschäftigte, berufstätige Mutter in einer sehr stressigen Phase einen kleinen Unfall hatte und danach mit einem Liegegips am Bein im Krankenhaus lag. Nun war Pause angesagt! Alles, was sie zuvor noch in ihren Tagesplan gequetscht hatte, war von einem Moment zum anderen unwichtig geworden. Zum Glück war nichts Schlimmeres passiert. Nur ein Beinbruch! Und jede Menge Zeit…

Diese Zeilen ließen mich nachdenken und sie ließen mich nie wieder los…

Jetzt stecken wir alle, fast weltweit, in der Phase der Corona-Krise. Eine Herausforderung für alle Menschen. Vor allem aber für die Politiker, die jetzt die richtigen Entscheidungen treffen müssen. Entscheidungen, die für alle Menschen passen und das Land vor dem Ruin bewahren sollen. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen!

Auch alle Menschen im medizinischen Bereich – egal, ob Ärzte oder Pflegepersonal und auch das Reinigungs-, Küchen- und Zulieferpersonal –  alle sind an vorderster Front und leisten unglaubliche Dienste!
Aber natürlich auch Mitarbeiter im Supermarkt, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Polizei und Bundesheer… alle, die unmittelbaren Kontakt zu anderen Menschen nicht vermeiden können…

Noch sind wir von einer richtigen Ausgangssperre ein Stück entfernt, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch dazu noch kommen könnte, wenn die Menschen sich nicht kooperativ verhalten, die Ausgangsbeschränkung nicht ernst nehmen und sich daran halten.

Ich bin aber zuversichtlich, dass wir alles überstehen und in einigen Wochen wieder ziemlich normal leben werden.

Mut, Hoffnung und Zuversicht schöpfe ich vor allem aus meiner Erinnerung an meine Großmutter. 1908 geboren, hat sie beide Weltkriege, Evakuierungen, lange Trennung von meinem Großvater (weil er eingezogen wurde), den Wiederaufbau und sonstige Schwierigkeiten überstanden und drei Kinder groß gezogen. Für mich viel zu früh, ist sie 1989 gestorben. Aber ihre Worte und Erzählungen habe ich noch im Ohr. Da fallen mir Stichworte wie Disziplin, Zusammenhalt, Zufriedenheit, Dankbarkeit und Zuversicht ein… aber auch, dass man seinen Humor nicht verlieren soll!
Und so will ich das auch machen und gebe es an alle, die es wollen, weiter!

Bis wir also wieder große Unternehmungen, Reisen und Ausflüge machen können, werde ich mich einfach an die schönen Momente der letzten Zeit erinnern, Fotos anschauen und mich eher zurückgezogen verhalten.

Wir hatten in der letzten Zeit noch die Möglichkeit, mit Shelby zwei Nächte in unserem Campingbus zu verbringen.

Unser Besuch auf Gut Aiderbichl war sehr spannend. Shelby waren die Esel gar nicht ganz geheuer, aber die Esel waren ihrerseits sehr interessiert an unserem kleinen Hundemädchen! Die Schweine gefielen Shelby schon viel besser und die beiden Hirsche himmelte sie förmlich an!

Die folgende Nacht verbrachten wir sehr ruhig und tief schlafend am Reisemobilstellplatz Salzburg. Shelby ist der geborene Camping-Hund!

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Da unsere Freunde in der Obersteiermark auch gerade einen Welpen haben, fuhren wir zu ihnen und ließen Shelby und Valentino sich im Garten beschnuppern. Der damals 12 Wochen alte Neufundländer war aber eher an Shelbys Leine interessiert und Shelby wiederum eher an den Mauslöchern und Maulwurfhaufen im Garten. Es war ein ruhiges und unspektakuläres Zusammentreffen.

Daheim reihen sich Spaziergänge in der näheren Umgebung und Treffen mit anderen Hunden aneinander. Neben den beiden Pudelmädchen Ticksi und Mosi, ist Ito ein besonders gern gesehener Gast in unserem Hundehaushalt. Der zweijährige Mischling kommt aus Ungarn, ist seit Anfang des Jahres in Österreich und noch sehr scheu. Shelby tut alles, um ihn aus der Reserve zu locken und immer öfter steigt er auf ihre Spielaufforderung ein. Dann kann es auch schon ein bisschen schneller und lauter werden.

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Die zweite Nacht im Campingbus verbrachten wir in Bad Mitterndorf.

„Wintercamping? Niemals!“ Das sagte mein Mann vor langer Zeit einmal. Jetzt hält uns längst nichts mehr davon ab.

Wir trafen meine Freundin in Irdning, spazierten mit unseren Hunden bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel mit Blick auf den Grimming zwischen den Feldern und plauderten, lachten und machten Fotos.

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Danach ging es für uns weiter nach Bad Mitterndorf.
Der Campingplatz Grimmingsicht war so gut wie leer und auch während unseres Abendspaziergangs in unmittelbarer Nähe des Platzes begegneten wir nur wenigen Menschen. Ruhe und Idylle pur!

Auch diese Nacht verlief problemlos. Am nächsten Morgen gingen wir den Rundweg „Tour de Kur“ , der vom Ortszentrum zum Salzastausee und über den Wald zurück zum Campingplatz führt.

Rund zwei Stunden waren wir in sonniger Winterlandschaft unterwegs, bevor wir die Heimreise antraten.

Die kommenden Tage werden wir wohl mehr daheim verbringen. Shelby ist zum Glück auch im Garten sehr glücklich und zur weiteren Auslastung unseres Hundemädchens habe ich verschiedene Holzbrettspiele zur Verfügung.

Fortsetzung folgt…

 

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