Ersatzprodukte

Die immerwährende Diskussion um die sogenannten Ersatzprodukte ließ mich nun diese Zeilen schreiben.

Oftmals sind damit auch ganz einfach nur Fertigprodukte gemeint. Dass diese „hochverarbeitet“ und mit einer gewissen Menge an Zucker, Salz, Konservierungsstoffen usw. versehen sind, ist auch klar.

Bei meiner Umstellung zur veganen Ernährung kostete ich mich durch diverse Produkte, die in sämtlichen Supermärkten, Bio-Läden und auch im Online-Shop erhältlich sind. Bei vielen dachte ich mir, dass ich das nun aber auch nicht wirklich mag.

Ich begann also, diese Produkte noch weiter zu verändern – so machte ich aus dem „Ersatz- und Fertigprodukt“ „Vürstl“ (in meinem Fleischesser-Leben habe ich Würstl auch immer fertig gekauft und nicht selbst „gewurstet“…) eben noch „falsche“ Bernerwürstl, indem ich eine Scheibe veganen Käse in so ein „Vürstl“ legte und dieses dann noch mit Vegavita-Vleischkäse (aufgeschnitten) umwickelte.
Das ist noch mehr ein Fertig- und Ersatzprodukt? Ja, klar – nur eben mehrere dieser zusammengemixt 😉

Irgendwann begann ich meine Würstl selbst zu machen. Sie bestehen aus Glutenmehl, Wasser, Gewürzen. Manchmal kommt auch ein bisschen Tofu dazu, manchmal Tomatenmark oder Soja-Sauce. Die Rezepte variieren und so schmecken meine Würstl auch immer ein bisschen anders. Ich würze nach Lust und Laune, manchmal mild, manchmal sehr scharf. Manche Würstl möchte ich schließlich grillen, andere in einen Bohneneintopf geben. Manche Würstl räuchern wir auch noch – v.a. dann, wenn sie länger halten sollen oder wir Lust auf eine Brettljause haben.

Seitan ist aus Glutenmehl schnell hergestellt. Ich schneide ihn zu Schnitzeln, Würfeln oder faschiere einige Stücke und natürlich ist das dann ein Ersatz für Schnitzeln, Würfel oder Faschiertes aus Fleisch. Aber ich habe auch früher schon Gemüse geraspelt und damit das Fleisch für Fleischlaibchen ersetzt – dann waren es halt Gemüselaibchen…

Bei Aufstrichen ging es mir anfangs auch so. Ich suchte nach Liptauer und fand natürlich die veganen Alternativen… Aber auch da hörte ich bald, dass es sich dabei doch um ein Ersatzprodukt handelt, hochverarbeitet und ungesund, wie alle Fertigprodukte. Stimmt!
Also begann ich nach Rezepten zu suchen… Heute mixe ich mir eine Vielfalt an Aufstrichen aus weißen Bohnen, Kichererbsen, Linsen, veganer Mayonnaise, usw.
Wir essen also keine Fertigprodukte mehr, denn ich koche auch Linsen, Bohnen und Kichererbsen meist selbst. Die Mayonnaise besteht oft auch nicht aus Sojasahne, sondern aus Mandeln oder Cashewkernen… Aber ein Ersatzprodukt ist es immer noch, denn es ersetzt mir ja die Aufstriche aus Kuhmilchprodukten.

„Aha!“ denke ich mir jetzt – alles was nicht von Kuh, Schwein, Rind oder sonstigen Tieren kommt, ist also ein Ersatzprodukt…?

Mich stört das jetzt nicht mehr weiter, denn ich habe auch früher, in meiner nicht-veganen Zeit, schon oft ein Lebensmittel durch ein anderes ersetzt!

Ich habe Kuhmilchkäse durch Schafkäse ersetzt, weil mir der intensive Geschmack damals oft lieber war.
Ich habe auch damals schon Fleisch-Schnitzel durch Zucchini-Scheiben ersetzt und mit Schinken und Käse gefüllt und paniert, weil es mir oft lieber war.
Ich habe auch einige Zeit Kaffe durch Tee ersetzt.
Im Sommer habe ich oft den Rotwein durch Weißwein ersetzt.
Im Winter habe ich die frühlingshaften Kräuter durch die dem Winter angepassten Gewürze ersetzt.
Die Frühstücksmarmelade habe ich dann und wann durch Schoko-Aufstrich ersetzt.
Diese Liste ließe sich nun beliebig fortführen.

Für mich gibt es nun keine Ersatzprodukte mehr, denn jedes Produkt hat seine Berechtigung. Ob Gemüse-, Seitan- oder Soja-Schnitzel … ich mag sie alle und sie sind für mich nicht der Ersatz für das Tier-Schnitzel, sondern sie machen mich satt und zufrieden und ich mag den knusprigen Geschmack der Panier.
Kaum jemand würde sich im Gasthaus darüber aufregen, dass das Ersatzprodukt „gebackene Champignons“ auf der Speisekarte steht. Aber wehe, die dazu servierte Sauce-Tartare besteht aus pflanzlichen statt aus tierischen Zutaten…

Die veganen Käsesorten sind aus verschiedenen, auf den Verpackungen deklarierten, Zutaten zusammengesetzt. Natürlich sind diese zu Käse „verarbeitet“ worden. Und das Ergebnis schmeckt einem oder man lässt es bleiben. Wer keinen „fertigen“ veganen Käse essen möchte, kann ja selbst versuchen, einen zu machen. Meine Versuche sind bislang meistens gescheitert oder sie haben mir nicht geschmeckt. Ein Mozarella-Rezept ist ganz ok, aber ich nehme es nur zum Überbacken und da zieht der falsche Käse sogar Fäden! Wozu diese auch gut sein sollen… man freut sich überall darüber.
Einige der im Handel angebotenen veganen Käsesorten sind schon recht gut und ich mag sie. Ich bin mir auch sicher, dass sich da in der nächsten Zeit noch viel Neues tun wird! Und ich freue mich darauf!

Und irgendwann einmal… wird es ganz normal sein, dass rein pflanzliche Produkte die Supermarktregale füllen, gekauft und gegessen werden und dann wird man sie nicht mehr als Ersatz sondern als ebenbürtige Lebensmittel ansehen!

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